Endlich an ihren Ziel angekommen stieg Melissa aus ihrem Auto und schaute sich erst einmal von weiten das Imposante weiße Gebäude an. Die Beschreibung vom Vetter ihres verstorbenen Mannes war für Sie eine glatte Untertreibung. Langsam ging sie auf das Gebäude, das schon fast einen Schloss glich, zu.
Vor der schweren Eisentür standen rechts und links zwei Löwenköpfe auf einen Podest. Rechts daneben stand ein riesiger Eichenbaum mit tief herab hängenden Ästen.Die wenigen Blätter die noch daran hingen hatten einen weichen rötlichen Ton. Ein Wind lies Sie frösteln und ganz in ihrer Nähe hörte sie einen Uhu rufen.
An der Tür angekommen und etwas nervös mit zitternden Händen suchte sie den Schlüssel den ihr der Notar überreicht hatte. Plötzlich hatte sie das Gefühl eine Bewegung hinter eines der Fenster wahrgenommen zu haben. Somit hörte sie erst einmal auf nach dem Schlüssel zu suchen, klingelte und klopfte an der schweren Tür, doch vergebens.
Die Nervösitet nahm Besitz von ihr und
ein beklemmendes Gefühl ergriff sie. Nach nochmaligen klopfen wühlte sie abermals in ihrer Handtasche herum und fand schließlich den Hausschlüssel.
Nachdem er sich leicht im Schloss drehen ließ schob sie die schwere Eisentür auf. Ein eigenartiger Geruch von einerseits schweren Parfüm und andererseits Muffigkeit stieg ihr in die Nase.
Sich nach einem Lichtschalter umschauend lief Sie noch ein paar Schritte in dem Raum hinein. Plötzlich knallte hinter ihr die Tür zu. Erschrocken drehte Melissa sich um und meinte eine Gestalt im Dunkeln vorbeihuschen gesehen zu haben. Am Hals spürte sie heftig das Klopfen ihrer Pulsschlagader und das Gefühl dass ihre Beine gleich nachgeben würden ließen sie für einen Moment erstarren.
Nachdem sie sich wieder gefangen hatte suchte sie mit rasendem Herz den Lichtschalter und fand ihm dann auch gleich in der nähe der Tür.
Dort wo sie meinte die Gestalt wahrgenommen zu haben war nur ein Wandschrank der sich ohne Schlüssel nicht öffnen lies.
In der Halle hingen riesige Kronleuchter von der Decke und an einer Wand stand noch eine Statur.
„Hallo, hallo ist hier jemand!“
Eine merkwürdige Stille war um sie herum. Melissa öffnete ein Zimmer nach dem anderen aber nirgends war jemand zu sehen. Manche Zimmer sahen aus als seien sie seit Jahren nicht mehr benutzt worden.Langsam stieg Melissa die geschwungene Treppe empor. Ein langer Flur erstreckte sich vor ihr. Als sie oben von Zimmer zu Zimmer ging musste sie feststellen dass außer ihrer Person niemand sonst anwesend war.
Ein schwerer Seufzer entrann sich ihrer und sie fragte sich ob sie jetzt wirklich alleine das große Anwesen verwalten sollte!
„Ach Pierre! Was soll ich alleine ohne Dich hier machen, du fehlst mir so sehr!
Wie soll jetzt alles weiter gehen, fragen über fragen aber keiner kommt und beantwortet sie mir!“
Müde und erschöpft von der langen Fahrt überlegte Melissa was sie jetzt tun sollte und kam zu den Entschluss erst einmal aus dem Auto ihre Tasche zu holen und sich in einem der oberen Zimmer hin zu legen.
Als Melissa vor der Tür trat dämmerte es schon leicht und ein leichter Nebel legte sich über das Gebäude und der Gegend! Der Baum, selbst im Dunkeln gehüllt, warf tentakelartigen Schatten auf dem Boden die noch Mystischer aussahen!
Mit schnellen Schritten holte sie ihre Tasche aus dem Auto, schloss es sorgfältig ab und ging abermals auf das riesige Gebäude zu. Sie fand ein entzückendes Zimmer mit einer Rosentapete und legte sich nachdem sie das Zimmer abschloß müde aufs Bett.
Schnell schlief sie ein, doch mit einem mal war sie wieder wach. Bevor Melissa ihre Augen öffnete überlegte sie was es wohl eben für ein Geräusch in ihrer unmittelbaren Umgebung gewesen war.
Vor ihr in der Tapete stand mit hoch erhobenen Hauptes ein Mann der auf sie herunter sah.
Zuerst dachte Melissa sie würde es nur träumen doch dann nahm sie die geöffnete tapezierte Tür in der Wand wahr. Der Schrei in ihrer Kehle blieb stecken und sie hörte abermals ihr Herz laut schlagen.
Schwindelig vor Angst bewegte sie sich nicht und starrte nur auf die Männergestalt die nach einem kleinen Moment wieder leise verschwand.
Als sich die Tür hinter ihm schloss und die Lähmung wieder aus ihrem Körper kroch sprang sie mit einem Satz aus dem Bett und zog eine Kommode vor der tapezierten Tür!
Trotz der extremen Müdigkeit konnte sie in der Nacht vor lauter Angst kein Auge mehr zu machen. Als der Morgen dämmerte schlief sie dann erschöpft ein bis ein lautes Motorengeräusch sie unsanft wieder aus dem Schlaf riss.
Irritiert schaute Melissa sich vom Bett aus in dem Zimmer um und allmählich fiel ihr wieder ein was sie gestern Abend gesehen hatte.
Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett und lief zum Fenster hin. Dort sah sie aus dem Auto eine Männergestalt aussteigen die ihr merkwürdig vertraut vorkam.
Schnell machte sie ihre Morgentoilette, zog sich rasch an und stürzte mit schnellen Schritten die Treppen hinunter.
Am Absatz der Treppe blieb sie abrupt stehen denn aus der Küche vernahm sie ein melodisches Pfeifen.
Langsam lief sie auf die Küche zu und der herrliche Geruch von Kaffee, Toast und frischen Speck mit Eiern stieg ihr in die Nase.
„Guten Morgen, haben sie gut geschlafen? Was für ein herrlicher Tag!“
Langsam drehte er sich zu Melissa um und der Schreck der ihr abermals in den Gliedern fuhr brachte sie ins schwanken.
Mit einem Satz war er bei ihr, hielt sie mit der einen Hand fest und zog mit der anderen geschickt ein Stuhl heran.
Sich wieder erholend musterte sie ihn unverhohlen und begriff nicht was oder wem sie vor sich sah.
Er glich ihrem verstorbenen Mann ungemein und würde sie nicht seinen noch immer festen Griff auf ihren Arm spüren hätte sie gedacht dass sie träumt.
Nachdem er sie sanft auf dem Stuhl setzte nahm er seine Hand von ihr und streckte die seine ihr entgegen.
„Verzeihung! Darf ich mich vorstellen, ich bin Marcus. Marcus Rueduar!“
Ich habe gestern erfahren dass sie auf dem Weg hierher sind und wollte nach dem rechten sehen!“
Noch immer starrte sie ihn an. Es wollte einfach kein Ton aus ihr heraus.
Ein lautes brutzeln ließ Marcus aufhorchen. Mit wenigen Schritten gelangte er zum Herd und nahm die Pfanne herunter.
„Ups, das ging ja noch mal gut. Speck und Eier?“
Als Antwort bekam er ein leichtes Nicken. Nachdem er ihnen beiden Kaffee eingegossen hatte setzte er sich ihr gegenüber. Leicht auf ihren Teller pickend ließ sie ihn nicht aus den Augen.
„Schmeckt es ihnen nicht?“
Verwirrt antwortete sie:“ Doch! Doch sehr gut!“ Erst jetzt nahm sie ihren Hunger war, wendete den Blick von ihm und schaute auf ihren Teller.
Schweigend saßen sie sich gegenüber und jetzt beobachtete er jede ihrer Bewegungen.
Nachdem Sie fertig waren räumte er schnell den Tisch ab und machte sich am Abwasch ran. Zwischendurch schenkte er ihr ungefragt Kaffee nach, den sie dankbar trank.
Als sie ihre Stimme zurück gewann stellte sie ihn die Frage die sie schon die ganze Zeit quälte.
„Entschuldigen sie, wer sind Sie?“
Mit einen leichten Grinsen schaute er sie an und meinte:“ Ich verstehe, von dem schwarzen Schaf hat mein feiner Herr Bruder natürlich nicht gesprochen!“
„Ja so kennt man Pierre, über unliebsame Dinge sprach er nicht gerne.
Deshalb war ich ja auch nicht bei der Beerdigung!“
„Wie, Was, Bruder?“ Fragte sie verwirrt.
„Ich denke er hat nur einen Vetter, eine Tante und Cousine?
Warum hatte Pierre sie nicht erwähnt?“
„Das ist eine längere Geschichte die ich ihnen lieber später einmal erzählen möchte.“
„Würden sie mir jetzt ihren Namen verraten? Ich möchte sie ungern mit Frau Rueduar ansprechen wo sie als meine Schwägerin jetzt quasi mit mir Verwand sind!“
„Oder ist es nicht genehm?“
Sie streckte ihm ihre Hand entgegen. „Ich heiße Melissa!“
Länger als nötig hielt er ihre Hand in die seine bevor er sie wieder los ließ.
„Okay da wir das auch hinter uns haben würde ich vorschlagen das ich Dir wenn du magst erst einmal das Anwesen und die Gegend hier zeige!“
Einverstanden über seinem Vorschlag holte sie aus ihrem Zimmer eine leichte Jacke und ging mit ihm.